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FMA-Jahresbericht 2021: Österreichs Finanzmarkt trotz COVID-19-Krise stabil, 2022 bringt aber gravierende politische und wirtschaftliche Herausforderungen

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„Die österreichische Finanzwirtschaft hat die massiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie bisher gut gemeistert und ist stabil aufgestellt. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen sowie die Zeitenwende zu einer neuen europäischen Sicherheitsordnung infolge des russischen Angriffskrieges auf das Nachbarland Ukraine stellen die europäische Wirtschaft und Politik aber vor große Herausforderungen“, so der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, bei der heutigen Präsentation des FMA-Jahresberichtes 2021: „Die Wirtschaftsstrukturen müssen zum Teil neu ausgerichtet werden, rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie Materialengpässe treiben die Inflation an, was absehbar geldpolitisch eine Zinswende erzwingen und insbesondere die Finanzteilnehmer besonders fordern wird. Gleichzeitig muss angesichts des fortschreitenden Klimawandels der Umstieg auf ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell noch konsequenter vorangetrieben werden.“ Dies habe auch gravierende Auswirkungen auf den Finanzmarkt Österreich und alle seine Teilnehmer, so Ettl und Müller, das erfordere eine vorausschauende und besonnene Anpassung der Geschäftspolitik der Finanzdienstleister, aber ebenso eine solche in Regulierung und Aufsicht.

2021: Turbulente Realwirtschaft, stabile Finanzmärkte

Im Berichtsjahr haben Österreichs Banken das harte Kernkapital – trotz der COVID-19-bedingten Schwierigkeiten – weiterhin stabil auf einem in etwa doppelt so hohen Niveau wie in der Globalen Finanzkrise halten können. Das harte Kernkapital ist zwar von 16,1% auf 15,7% leicht abgesunken, das ist aber immer noch der historisch zweitbeste Wert. „Angesichts der skizzierten großen Herausforderungen, vor der wir alle stehen, müssen wir aber eine besonders besonnene und vorausschauende Ausschüttungspolitik einmahnen, damit sich hier keine Trendwende manifestiert und so Stabilität und Krisenfestigkeit ausgehöhlt werden,“ so der Vorstand der FMA. Das Volumen der notleidenden Kredite sank – vor allem gestützt durch die nach wie vor massiven COVID-19-Hilfsmaßnahmen der öffentlichen Hand –  mit 1,4% bis 2,0% aller Ausleihungen weiter ab. Auch die Versicherungsunternehmen sind bisher gut durch die schwierigen Zeiten gekommen und verfügen mit einer Solvenzquote (SCR) von im Schnitt rund 230% über mehr als das Doppelte an finanziellen Mitteln, als selbst bei dramatisch verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Erfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen erforderlich ist. Zudem konnte die von der FMA 2013 verordnete Zinszusatzrückstellung in der Lebensversicherung inzwischen auf mehr als € 1,5 Mrd. sogar signifikant überdotiert werden, womit auch in der Hochzinsphase garantierte Verzinsungen abgesichert erscheinen. Investmentfonds, Pensionskassen und Betriebliche Vorsorgekassen haben die Auswirkungen der Börsenturbulenzen 2020 wieder aufgeholt und schlossen 2021 mit neuen Höchstwerten bei den von ihnen verwalteten Vermögen. Auch die Wiener Börse, die von den COVID-19-Turbulenzen 2020 überschießend betroffen war, erholte sich zeitlich etwas verzögert und erreichte 2021 erneut Vorkrisenwerte.

20 Jahre FMA, 20 Jahre effiziente und effektive Aufsicht

2021 hat Österreichs Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) mit 390 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 938 konzessionierte oder registrierte Unternehmen beaufsichtigt, die zusammen Vermögenswerte von rund € 1.383 Mrd. verwalten. Das Gesamtbudget der FMA betrug 2021 rund € 74,6 Mio., wovon € 10,7 Mio. als Durchlaufposten für die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) als Teilkostenersatz für deren Dienstleistungen einzuheben waren. € 4,5 Mio. der Kosten deckt der Bund pauschal, € 9,3 Mio. wurden durch Gebühren und sonstige Erträge gedeckt, der Rest ist verursachergerecht auf die Beaufsichtigten umzulegen. Davon entfielen auf die Banken 55,6%, die Wertpapieraufsicht 24%, Versicherungsunternehmen 18,8% und Pensionskassen 1,6%. 

„Das Modell der integrierten Aufsicht, die als Allfinanz-Behörde die Regulierung und Aufsicht über den gesamten Finanzmarkt Österreich unter einem Dach vereint, hat sich bewährt,“ ziehen Ettl und Müller eine Erfolgsbilanz der ersten zwei Jahrzehnte Aufsichtstätigkeit der seit 2002 operativ tätigen FMA: „Wir haben uns das Vertrauen der Politik und den Respekt der Marktteilnehmer durch konsequente Arbeit verdient. Das beweist allein schon die Tatsache, dass der FMA seit ihrer Gründung, als sie 16 Finanzmarktgesetze zu beaufsichtigen hatte, bisher weitere 22 Gesetze übertragen wurden.“ Waren der FMA damit bei ihrer Gründung rund 660 Seiten Gesetzestext zur Aufsicht übertragen, so sind es inzwischen mit über 7.000 Seiten mehr als zehn Mal so viel. „Die FMA ist heute überdies keine rein nationale Aufsichtsbehörde mehr, sie ist vielmehr integraler Bestandteil der Finanzmarktaufsicht der Europäischen Union im Allgemeinen sowie des einheitlichen Bankenaufsichts- sowie -abwicklungsmechanismus der Euro-Zone im Besonderen,“ so Ettl und Müller: „Besonders stolz sind wir aber darauf, dass wir diese massive Verbreiterung und Vertiefung der Regulierung und Aufsicht mit einem mehr als moderaten Budget- und Personalanstieg geschafft haben, in dem wir laufend Synergiepotenziale gehoben sowie Effizienz und Effektivität verbessert haben, insbesondere durch konsequente Digitalisierung aller Abläufe.“

Den FMA Jahresbericht finden Sie auf der FMA Website unter folgendem Link.

Rückfragehinweis für Journalisten:

Klaus Grubelnik, +43 / (0)1 / 24959-6006, +43 / (0)676 / 88 249 516

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